Planet Money
ist ein Spin-off des Kult-Podcasts „This American Life“ des amerikanischen National Public Radio. Die Redaktion gründete sich 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit dem Ziel, Wirtschaft einfach und unterhaltsam zu erklären. Bis heute gelingt das in jeder einzelnen Folge. Die Geschichten sind oft herrlich skurril und stehen doch exemplarisch für die ganz großen Zusammenhänge. Zuletzt habe ich zum Beispiel gelernt, wann Fitnessstudios sich rechnen (für die Betreiber, nicht die Kunden…), wie Frank Sinatra das Recht am eigenen Gesicht einführte und warum der Preis für eine Flasche Coca Cola 70 Jahre lang gleich blieb.
Wie oft? Zwei Mal die Woche, mittwochs und freitags.
Wie lang? Etwa 20 Minuten.
Womit anfangen? „When the Boats Arrive“ über die kubanische Flüchtlingswelle nach Miami in den 80er Jahren – und was Europa heute daraus lernen kann.
Reply All
Auf einen Tipp von Marcel hin habe ich letztes Jahr alle Folgen in wenigen Wochen durchgehört. PJ Vogt und Alex Goldman erzählen Geschichten über das Internet – also Geschichten über das Leben. Daneben erfinden sie tolle Kategorien wie „Yes Yes No“, in der sie Netzphänomene erklären, oder rufen den „Email Debt Forgiveness Day“ aus, an dem man endlich und ohne sich entschuldigen zu müssen all die E-Mails beantwortet, die man schon viel zu lang vor sich hergeschoben hat (30. April!). Ich habe die beiden Hosts lieb gewonnen und hach, die Amerikaner haben das Audio-Storytelling einfach perfektioniert.
Wie oft? Wöchentlich, mittwochs.
Wie lang? Etwa 30 Minuten.
Womit anfangen? „Jennicam“ über Jennifer Ringley, die 1996 als 19jährige eine Webcam in ihrem Wohnheimzimmer installierte und ihr Leben sieben Jahre lang 24 Stunden täglich live ins Internet übertrug.
On Being
Und noch mal American Public Radio: Seit über zehn Jahren spricht die Journalistin Krista Tippett mit ihren Gästen darüber, was es bedeutet, Mensch zu sein, und was „das gute Leben“ ist. Klingt cheesy, wird aber nur selten kitschig. Das liegt daran, dass Tippett sich viel Zeit nimmt und ihre Gäste sorgsam auswählt. Hier zählt nicht der Promi-Faktor, sondern eine ganz eigene Perspektive oder Geschichte. Besonders genossen habe ich zum Beispiel das Gespräch mit dem Akustikökologen Gordon Hempton über die Suche nach den letzten stillen Orten auf der Erde, oder dem Philosophen Alain de Botton über Atheismus.
Wie oft? Wöchentlich, donnerstags.
Wie lang? 50 Minuten, meistens ist auch eine ungeschnittene Version verfügbar (bis zu 90 Minuten).
Womit anfangen? Das Interview mit Pico Iyer hat mich stark beeindruckt.
Zündfunk Generator
Der Generator ist ein verspielt vertontes Essayformat des Bayerischen Rundfunks zu verschiedensten Themen. Ob das Selbstverständnis der Polizei, der Erfolg von Star Wars oder der Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Klimawandel – hier bekommen Redakteure endlich einmal Zeit, sich richtig in ein Thema reinzufuchsen und es kreativ aufzubereiten. Dem Generator muss man aufmerksam zuhören, weil die Gedankengänge nie kurz und gern um die Ecke gehen. Aber die Konzentration wird belohnt.
Wie oft? Wöchentlich, sonntags.
Wie lang? Etwa 50 Minuten.
Womit anfangen? Kersten und Anne, mit denen ich letztes Jahr in Israel war, haben eine Folge über das 50. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen produziert.
The Urbanist
Kennt ihr das britische Yuppie-Magazin „Monocle“? Und falls ja, wusstet ihr, dass Monocle auch einen eigenen Radiosender hat? Dort läuft diese Magazinartige Sendung, die meine Einstiegsdroge ins Urbanistikstudium war. Städte werden hier allerdings nicht akademisch betrachtet, sondern in Reportageform erkundet – in jeder Folge zu einem anderen Thema, von Shopping Malls über Religion und Kartografie bis hin zu öffentlichen Toiletten. Seit März 2015 sind die Folgen leider um die Hälfte gekürzt, darunter leidet die Qualität. Aber die 176 ersten Ausgaben kann ich sehr empfehlen.
Wie oft? Wöchentlich, donnerstags.
Wie lang? Früher 50, inzwischen nur noch knapp 30 Minuten.
Womit anfangen? Die Folge über Third Places ist dann doch ein kleines bisschen akademisch – nimmt uns aber mit in tolle Städte wie London, Hong Kong, Washington DC und Sidney.
Unprätentiös Podcast
von Sophia Hembeck ist als der einzige nicht-kommerzielle Podcast der Underdog in dieser Liste. Sophia nimmt sich in ihrem Blog jeden Monat ein anderes Thema vor und bespricht dieses dann in ihrer Sendung mit einem Gast. Darunter sind Autoren, Filmemacher, Poetryslammer – und im letzten August auch ich. Als Einstimmung auf das Thema „Mut“ schickte Sophia vorher ein liebevoll zusammengestelltes virtuelles Moodboard. Ähnlich bunt und fröhlich war der Abend, den wir miteinander verbrachten und den man hier nachhören kann.
Wie oft? Monatlich, jeden letzten Sonntag.
Wie lange? Etwa eine Stunde.
Womit anfangen? Die Folge „Wer hat Angst vor Kitsch?“ hat mir letztere auf jeden Fall genommen und mich auf neue Gedanken gebracht. Sie ist ein gutes Beispiel für Sophias Talent, eine vertraute Atmosphäre herzustellen.
Note to Self
Dieser Podcast widmet sich der Frage, wie Digitalisierung unser Leben verändert, und hat mich vor Kurzem mit einer Folge über den Sinn – und womöglich künftigen Unsinn – der Braille-Schrift vom Hocker gehauen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie vielfältig der Einfluss von Smartphones auf den Alltag blinder Menschen ist. Das war nicht nur superspannend, sondern auch noch sehr reizvoll akustisch verpackt. Deshalb freue ich mich jetzt schon auf weitere Folgen mit Moderatorin Manoush Zomorodi.
Wie oft? Wöchentlich, mittwochs.
Wie lang? Zwischen 10 und 30 Minuten.
Womit anfangen? „Is Braille Obsolete?“ Am besten mit einem iPhone hören!
Schulz & Wichmann
Zum Schluss noch ein bisschen Eigenwerbung. Denn diese Liste bietet zwar eine kaum zu bewältigende Menge an Hörfutter, aber was ich noch immer vermisse, ist ein Podcast, der sich so anfühlt wie ein verregneter Sonntag Nachmittag mit Freunden: wo über alles und jeden gequatscht und herumgeblödelt wird und man am Ende kopfüber vom Sofa hängt. Um diese Lücke zu füllen, haben Marcel und ich angefangen, unsere unregelmäßigen Telefonate mitzuschneiden und Podcasts daraus zu basteln. Das ist wunderbar leicht und durcheinander und macht gerade deshalb großen Spaß – hoffentlich auch euch beim Hören.
Wie oft? Ähm. Ja. Wir arbeiten dran. 🍆
Wie lang? Etwa eine Stunde.
Womit anfangen? Es gibt erst zwei Folgen – super zum Einstiegs-Binge-Listening! #1 und #2.
Extra-Tipp: Huffduffer
Huffduffer ist kein Podcast, sondern ein Dienst, der via Bookmarklet oder direkte Eingabe einer URL jede Audiodatei zum Podcast macht und über einen privaten, extra für dich erstellten RSS-Feed direkt in deine Podcatcher-App leitet. Den Tipp habe ich von Dennis Horn bekommen – und er ist Gold wert!
Habt du weitere Podcast-Tipps für mich? Was sind deine Lieblingssendungen? Und in welchen Situationen hörst du sie?
Lukas sagt:
In meinem Freundeskreis gibt es kaum Leute, die Podcasts hören. Freue mich daher umso mehr über kuratierte Empfehlungen wie diese, die einem ein bisschen guidance im Podcastdschungel geben.
Als Internet-/technikinteressierter Mensch habe ich den Tomorrow Podcast (https://soundcloud.com/tomorrowpodcast) von Joshua Topolsky liebgewonnen, der vor ein paar Jahren das Techblog The Verge gegründet hat. Länge immer so zwischen 60 & 80 Minuten, also eher was für längere Fahrten, aber immer ein Gespräch zwischen 2 Leuten, und mir persönlich reicht schon eine interessante Gesprächsdynamik damit mir ein Podcast gefällt. Moderator manchmal etwas arrogant & ungeduldig, trotzdem immer genug Humor dabei. Neulich gelernt: Das Internet schafft für manche Berufsgruppen mehr Unabhängigkeit von institutionellen Bildungseinrichtungen, weil es dadurch einfacher wird die eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
18. April 2016 — 19:39
Jay Touchdown sagt:
„Glaubenssache“: Ein Atheist/Agnostiker unterhält sich auf Augenhöhe mit einem katholischen Priester über Gott und die Welt. Unaufgeregt, nicht auf Krawall und Niedermachen der anderen Person ausgerichtet schaffte es dieser Podcast für mich Themen wie Gläubig sein und Katholizismus mit weniger Verachtung zu betrachten.
„Der Lila Podcast“ : Vielseitige Themen des alltäglichen Feminismus ohne Schlaghammer und Capslock mit der nötigen Lockerheit vorgetragen von 3 Frauen die ihr Fach verstehen und toll miteinander innerhalb des Themenspektrums interagieren können.
„Das Podcastufo“ : Als eine Mischung zwischen Sanft und Sorgfältig und Neo Magazin Royale schwebt das Podcastufo mit den Protagonisten Florentin „Der Beefträger“ Will und Stefan „X-Factor Kandidat“ Titze durch die abstrusesten Themenfelder der Bundesrepublik. Mit Inhalten wie Anarchischen Improvisations-Hörspielen , Interviews mit Gästen, die beide Gastgeber für ihre Kunst überhaupt nicht schätzen und Alltagsgeschichten über die eigenen Probleme mit Socially Awkward sein ist das PodcastUfo die Wundertüte unter den Podcasts.
Danke für die Empfehlungen, werde in einige reinhören.
18. April 2016 — 20:49
Julian sagt:
Zwei ergänzende Empfehlungen zur spannenden Liste:
Für alle Interessierten an zukunftsgewandter klassischer Musik und direkt aus der aufregenden New Yorker Komponisten Szene, ist der aufwändig produzierte Podcast „Meet the Composer“ sehr zu empfehlen. Ganz ohne elitären Feuilletongeschmack und dennoch nicht banal. http://www.wqxr.org/#!/programs/meet-composer/
Und wie „Replay All“ aus dem Hause Gimlet ebenfalls äußerst gelungenes Story-Telling: vor allem die erste Staffel von „StartUp“ über die Gründung on Gimlet Media. https://gimletmedia.com/show/startup/
18. April 2016 — 21:57
Sophie sagt:
+1 für „Meet the Composer“ und „StartUp“, beide sehr super!
Ausserdem kann ich „Song Exploder“ empfehlen, wo Songs auseinander genommen werden. Sind relativ kurze Episoden (ca. 10min), die sich gut für Busfahrten eignen: http://songexploder.net
Ein weiterer guter Musik-Podcast, wenn man sich für Videospiele interessiert, ist „Top Score“: http://www.classicalmpr.org/program/top-score
Und wenn du bei „Reply All“ ganz durch bist und mehr von PJ und Alex möchtest: Mit „tldr“ haben sie angefangen http://www.wnyc.org/tags/tldr_podcast/
Hab noch ganz ganz viele mehr in meinem Feed, „Radiolab“ ( <3 ), "Slate's Working", "Hello Internet", "Invisibilia"… So viele gute Podcasts! Da könnte ich auch mal wieder einen Blogpost darüber machen. Und euren mit Marcel höre ich inzwischen auch, macht Spass! :)
19. April 2016 — 19:23
Anne sagt:
Wow, vielen Dank für die tollen Tipps! Ich freue mich schon :)
Was mir sehr gefallen hat ist N00bcore, besonders Folge 003: Was ist digital? ,aber auch alle anderen, die auf verständliche und unterhaltsame Weise näherbringen, wie ein Computer (im Ansatz) funktioniert.
19. April 2016 — 07:31
Jost sagt:
Schöne Liste, aber wie immer bei solchen Podcastlisten fehlt der Sport. :)
Empfehlungen meinerseits:
Collinas Erben (http://fokus-fussball.de/category/collinaserben/): Ein Podcast aus Sicht der Schiedsrichter. Hört man ein paar Folgen, dann schaut man kein Fußballspiel mehr so wie früher. Absolute Hörempfehlung.
Rasenfunk: Jeder Spieltag der Bundesliga wird in der Schlusskonferenz (http://rasenfunk.de/schlusskonferenz/) besprochen. Je nach Gästen oft hörenswert.
SportRadio360 (http://sportradio360.de/): Da werden wirklich alle Sportarten bedient. Oft gute Gäste in der Big Show, manchmal etwas zu populistisch. Aber man kann ja vorspulen. ;)
Gut Sport (https://soundcloud.com/gut-sport-podcast): Viel Fußball mit etwas merkwürdigem Wettquotenspiel, aber auch viele gute Diskussionen zu anderen Sportarten. Kompetente Gesprächsführung. Gut zu hören.
So. Soll erstmal reichen. Wer noch mehr Fußballpodcasts sucht, der findet in dieser Liste alles was man braucht: http://rasenfunk.de/podroll/
19. April 2016 — 10:05
Trotzendorff sagt:
Zu allererst ist das ja wohl mal eine Frechheit, den eigenen Podcast zu empfehlen. Noch dazu, wenn der so unterhaltsam ist, dass man ihn gar nicht wieder ausmachen will, obwohl man eigentlich arbeiten muss. Ich verbitte mir das für zukünftige Posts. ^^
Ein Podcast, der mich in letzter Zeit wirklich begeistert hat, ist „The Intern“ von Allison Behringer (https://theintern.fm), die über ihren Versuch berichtet, in der New Yorker Startup-Szene Fuß zu fassen. Ein Praktikumsbericht, der unglaublich gut gemacht und unglaublich spannend ist – auch wenn ich bis heute nicht weiß, ob das nicht bloß reine PR ist. Aber selbst dann wäre das die beste PR seit langem.
19. April 2016 — 13:29
Eva sagt:
Wow, danke euch für all die Empfehlungen – von vielen davon hatte ich tatsächlich noch nie gehört. Es wird also wohl bald eine Fortsetzung dieses Blogposts geben, hurra!
19. April 2016 — 20:32
Olli Holzmann sagt:
Oh man, ich dachte schon, ich wäre alleine in Deutschland. Alle schauen mich immer mit großen Augen an wenn ich sage ich wäre Podcast-abhängig. Meiner Meinung nach sind fast alle Podcasts von Gimletmedia (Produzenten von Reply all) großartig. Vor allem der Podcast „Startup“ (Season1) ist großartig. Zudem sollte man sich mal „The Tim Ferriss Show“ anhören und natürlich die Revolution der Podcasts „Serial“.
Bin auf jeden Fall dankbar für die Tipps und habe mir direkt mal „Note to self“ und „The Urbanist“ abonniert.
21. April 2016 — 14:01
Eva sagt:
Hi Olli, oh nein, allein bist du damit in Deutschland ganz bestimmt nicht mehr – wie ja auch die Kommentare hier und auf Facebook zeigen. Inzwischen gibt es sogar ein deutsches Gimlet namens Viertausendhertz. Die meisten ihrer Podcasts haben allerdings noch nicht mehr als zwei Folgen, deshalb wollte ich sie noch nicht in die Liste aufnehmen. Aber wie gesagt, eine Fortsetzung folgt dann wohl bald… Bis dahin viel Spaß beim Hören!
22. April 2016 — 10:47
Maximilian sagt:
Muss man eigentlich irgendetwas tun, damit du Freundschaftsanfragen auf Snapchat annimmst? Irgendwie tut sich da gar nichts… :(
23. April 2016 — 13:45
Eva sagt:
Hallo Maximilian, entschuldige. Um ehrlich zu sein, adden mich auf Snapchat so viele Menschen, dass ich mit dem Zurückadden inzwischen nicht mehr hinterher komme und deshalb das gleiche Prinzip verfolge wie auf Facebook. Dort freunde ich mich nur mit Leuten an, die ich auch „in echt“ schonmal getroffen habe. Ich hoffe, du bist mir deshalb nicht böse. Meine Stories müsstest du ja trotzdem sehen können, und Nachrichten schicken kannst du mir auch! 👻
25. April 2016 — 09:45
Ursel sagt:
Mein Podcast Empfehlung ist definitiv Serial. Der Podcast ist auf Englisch und ist ein True-Crime-Format, dass alte Fälle nochmal neu untersucht. Der Podcast ist einfach unglaublich spannend und macht süchtig. Hier habe ich darüber eine kleine Zusammenfassung geschrieben: http://stilparade.com/podcast-serial-hosted-sarah-koenig/
19. März 2017 — 20:04
Felix sagt:
Meine Lieblingspodcasts sind das Podcast Ufo, Fest und Flauschig und der Mind-The-Gap-Podcast. Also im Grunde alles, wo sich zwei Freunde unterhalten und viel miteinander lachen.
Thematische Podcasts wären ansonsten Sam Roberts Podcast (Wrestling), Clap you hands together (Standup-Comedy-Podcast) und Hoaxilla (Aufklärung).
26. April 2017 — 18:57
Specialist sagt:
Ich habe auch noch einen Tipp. Einer meiner Lieblingspodcasts, sehr vielfältige Geschichten aus dem wahren Leben. „Einhundert – Deutschlandfunk Nova“. In jeder Folge werden innerhalb von 60min 4 verschiedene Geschichten rund um ein Thema erzählt.
17. Oktober 2017 — 14:32